Die Aussiedlung der Kärntner Slowenen. Schon bei der Besetzung von Jugoslawien haben sie dann (eigentlich) unsere Pfarrer überstellt in deutsche Pfarreien. Dann haben wir auf einmal in der Kirche nicht mehr dürfen slowenisch singen Dann, bei uns war ein Gasthaus, da haben wir halt müssen über jede Tür hinauf ein Plakat aufhängen: „Kärntner, sprich Deutsch!“ Da hast müssen immer aufpassen, wer im Gasthaus war - es waren immer wieder Spitzel dabei - ob man slowenisch red’ oder nur deutsch. Freilich, wenn man gewusst hat, jetzt ist niemand da, hast’ slowenisch gered’. Sonst war es aber verboten. Und na, dann im 42er Jahr, da haben sie 5 Familien von Ludmannsdorf ausgesiedelt. Wir waren auch auf der Liste, unsere Familie und noch mehr. Angeblich sollten 16 Familien aus der Gemeinde ausgesiedelt werden. Das wurde dann auch eingestellt. Ich weiß nicht – angeblich (haben wir gehört) es waren so viele, sie haben nicht gewusst, wohin mit die Leut’. Zuerst – und na, dann haben sie es halt eingestellt.
Da hast immer halt auch mitgenommen verschiedene Sachen, damals. Meine Familie, die haben alles gewusst. Daheim haben sie alles gewusst. Die anderen waren illegal eigentlich auch. Verbindung habe nur ich gehabt, mit die Partisanen und mit der Widerstandsgruppe. Wir haben verschiedene Aufgaben übernommen: Post, Kurierdienst, dann zum Essen (das war auch wichtig), zum Anzieh’n, dann waren sehr wichtig die Sanitätswaren. Das war sehr wichtig, weil ja immer wieder wer verwundet war, und den haben sie da müssen verpflegen, bis sie halt eine Möglichkeit gehabt haben über die Drau hinüber dort in die Karawanken, weil da war schon ein Lazarett, so ein Partisanenlazarett, wo sie die Verwundeten hingebracht haben.
Eine Angst haben sie aber auch ausgestanden – freilich. Dort haben sie ja einen erwischt oder den anderen, oder haben sie erfahren… Und: ‚hoffentlich passiert das uns nicht’ – ja. Ein jeder hat in der Angst gelebt, in dieser Zeit. Bei uns daheim ja auch. Die haben ja nicht gewusst, was passiert. Bei uns ist im '42er Jahre der Bruder ist gefallen, in Russland, '43 ist der zweite Bruder eingerückt, '44 haben sie mich eingesperrt, und im Jänner '45 haben sie noch einen Bruder eingezogen. Und keiner hat gewusst wie’s ausgeht. Es war ja für die Familien was Schreckliches auch – net? Und das hast müssen durchstehen und trotzdem an das Gute glauben kommt mir vor, auch. Das hat auch dazu gehört.
Diese Partisanengruppe, das waren ca. 20 Partisanen, und die haben dann… Auch bei uns sind ein paar gewesen. Dann haben sie die Gendarmerie, den Posten, aufgesucht, dann die Gemeinde und überall Sachen geholt, was halt für sie… Bei der Gendarmerie haben sie halt Waffen – wo sie halt Waffen geschickt (gefunden) haben – und die Schreibmaschinen usw. und was zum Schreiben. Und bei uns war es aber so, bei uns haben die Gendarmen zu Abend gegessen und leider war es so, der… den haben sie dort erschossen weil er nicht die Händ’ gehoben hat. Eine Hand hat er auf die Pistolen und die andere Hand hat er gehoben und mit dem hat er sein Leben riskiert. Und der Partisan, hat zuerst geschrieen: „Hände hoch!“ und das hat er nicht gemacht (der Gendarm) und ist halt dorten erschossen worden. Das war der erste Tote eigentlich im Haus. 10 Tage haben sie besetzt unser Haus, die Feldpolizei, das waren lauter gewöhnliche SSler eigentlich, und haben die Ortschaft und ringsherum halt durchsucht und im Wald herum wo sie halt die Partisanen irgendwo vermuteten. Freilich, die haben sich aber schon zurückgezogen und sind verschwunden. Die waren da aber nicht in der Gegend.
Ich habe selber wollen zu die Partisanen, wenn sie mich nicht damals arretiert hätten. Beim „Weiß“ hab ich schon zwei Hosen machen lassen und so eine Windjacke. Und dann geh’ ich zu der Einheit. Leider ist es anders geworden, nachad (österr. für ‚dann’). Ich war ganz überzeugt: Ich geh in den Widerstand, auch in den bewaffneten Widerstand – ja. Es ist aber nicht so weit ’kommen, weil wir eben dann eingesperrt waren. Und alles so was - ja. Ist man aber trotzdem stolz drauf, dass wir so viel beigetragen haben. Wenigstens etwas - ja. Da haben sie ja eh gesagt, damals als sie in Ludmannsdorf waren hat da einer gesagt: „Sperrt diese Frotzler ein, nachher haben wir a Ruhe in Ludmannsdorf.“ Diese Fratzen - so wie mich - sollen sie einsperren, nachad haben wir a Ruhe in Ludmannsdorf. Es haben ja viele was gedacht, oder vermutet, aber so richtig hat keiner von die Nazis halt gewusst. Weil etwas muß ja sein. Sobald die Partisanen ins Dorf kommen und irgendeine Aktion machen, jemand hat müssen da den Weg ebenen, daß sie halt kommen haben können.
Am 05.05. abends sind sie um 11.00 Uhr gekommen – auf die Tür, haben sie geklopft, fest: „aufmachen, aufmachen!“ Und dann - der Vater fragt noch: „Was ist denn?“ – ja – „aufmachen!“ Dann hat er aufgemacht und dann haben sie gefragt wo ich bin. Na, ich bin aber in der Stuben gelegen. Habe ich aber gehört. Dann sind zwei oder drei hinein gekommen und haben „aufstehen!“ geschrieen. „Ja, was ist denn?“, habe ich gesagt - ja. „Aufstehen! Wirst schon sehen, was das wird noch.“ Freilich, ich bin dann aufgestanden. Und die anderen - meine Familie: der Vater, die Mutter, eine polnische Hilfsarbeitskraft, dann waren da meine Brüder (drei Brüder) die haben müssen dann auch aufstehen, alle. Und die haben müssen sich hinter den Tisch setzen, alle. Und mich haben sie so zu der Tür hin, aber dass ich nicht hingeschaut hab auf die anderen. Und dann wurden wir halt verhört. Nacheinander, die Mutter ... alle nacheinander. Zuletzt haben sie mich verhört. Es war aber leider so, dass sie etwas gefunden haben, und ich hab müssen dann eingestehen, dass… nur, sonst wäre die Familie… so habe ich etwas eingestanden und mit dem war nachad beschlossene Sache nur, dass sie mich in der Früh dann weggeführt haben. Da sind so viele Sachen, dass man schwer darüber redet. Wo ich mich angezogen hab, in der Früh, da hab ich so einen Bewacher gefragt: „Ja, was soll ich denn anzieh’n?“ Da hat der gesagt: „Wirst eh nicht mehr lang warme Füß’ haben. Brauchst ja nix“. So, das war die Antwort. Um 6.00 Uhr in der Früh sind wir dann von zu Hause los. Dann habe ich erst gesehen: ganz unten das Dorf war damals grün von diese Soldaten und von diese Feldpolizei geworden. Das meiste war Feldpolizei. Und dann sind wir hin, wo die Gendarmerie gehabt hat, beim nächsten Gasthaus und dort sind mir nun aufi (österr. für ‚hinauf’) gegangen. Da haben sie mir dann gezeigt die Ludmannsdorfer Karte und dort, habe ich gesehen, war alles vermerkt. Die ganzen Häuser, wo wir die Verbindung gehabt haben; halt alles. Ich hab mir gedacht ich seh’ nicht recht, was ist denn das? Ich habe aber nicht können das enträtseln, warum. So, dann sind wir weggefahren und dann kommen wir nach Bach heraus und dann da seh’ ich erst, da war so ein Lastwagen, ein Militärlastwagen. Da sind alle unsere, die mit mir verhaftet wurden auch drinnen gewesen. Das waren alles zusammen 18 Personen. Na, und dann sind wir in das Gestapo Gericht, in das Gerichtsgebäude in Klagenfurt. Dort hatte die Gestapo besetzt den ersten Stock und den zweiten Stock. Im zweiten Stock waren meistens die, was noch auf ihre Verhandlung gewartet haben, oder die, was halt nachad in die Lager kommen sind. Und da waren wir dann halt drinnen bis Weihnachten. Nach Weihnachten (26. Dezember) haben sie uns dann überstellt in das… Im Parterre war das Gericht und dort haben wir wieder gewartet. Acht oder vierzehn Tag’ drauf waren die anderen dran. Da wurden 10 zum Tod verurteilt und fünfe in die verschiedenen Lager. Und dann hätten wir sollen an die Reihe kommen. Der Obergerichtsrat, oder wie er geheißen hat, der „Freißler“, der hat müssen nach Berlin und da ist er ums Leben gekommen. Es hat geheißen, daß sie ihn erschossen haben, oder durch eine Bombe ist er ums Leben kommen. Das sie ihn bombardiert haben, unterwegs. Durch das haben wir dann wieder weiter gewartet bis der Krieg aus war, eigentlich. Es war wohl eine Meldung einmal: wir kommen nach Graz. Und dort haben sie meistens alle erschossen, die was von Klagenfurt nach Graz geliefert waren. Es war wieder ein Glück für uns: In der Nacht haben sie das Bahngleis ziemlich weit bombardiert und wieder waren wir in Klagenfurt und mit dem haben wir das… Und am 06. bin ich dann frei ’kommen. Da hat uns die Aufseherin geholt, in den ersten Stock, dort hat einer gewartet; und dort habe ich dann auch diesen Dings auch gekriegt, den Haftbefehl, diese Aufzeichnung und dort haben sie uns alles Gute gewünscht und dass wir halt frei sind. Der Krieg war aber noch nicht aus. Und freilich, ich war ganz glücklich, komm hinaus bei der Tür und mach einen Juchzer und schrei von ganzem Herzen: „Ich bin frei!“ Und meine Cousine, die mich abgeholt hat, die hat gesagt: „Sei still. Der Krieg ist noch nicht aus.“ Und so war’s. SS, die haben nachher, die letzten zwei Tag haben sie noch - von einer Partisanin weiß ich genau – die haben sie noch abgeführt, Kreuzverhör und erschossen. Und so ist es vielen gegangen. Ja, mit dem waren wir befreit. Und na, daheim ist es aber auch so gewesen, dass sie in Angst trotzdem noch waren. Der Krieg war noch nicht aus. Und immer wieder sind Meldungen gekommen: da ist noch was passiert. Dort haben sie noch einen verschleppt oder umgebracht oder… Na, bei uns ist, Gott sei Dank, das nicht passiert.
Im Gefängnis war ich ja auch. Da war so ’ne Razzia, es hat geheißen – das war Ende Oktober – wir haben eine Verbindung. Es war aber wirklich etwas. Einmal kommt eine, die was drin war im Gefängnis auch, die hat immer gesagt: „Möchtest Du - wenn was passiert, möchtest Du mit uns gehen?“ Da hab ich gesagt: „Ja, was ist denn? Ja.“ „Wirst schon sehn.“ „Passt.“ Und dann angeblich wurde was verraten. Es sollten zwei Aufseher, die haben mit die Kommunisten, haben sie Verbindung gehabt. Da hätten sollen zwei oder drei Omnibusse kommen und wir werden nachher abgeholt. Und das wurde verraten und diese zwei haben sie dann in das Gefängnis da, in der Völkermarkter Straßen gebracht; und noch ein paar. Und uns haben sie nicht, aber alles durchsucht. Die ganzen Strohsäcke waren aufgerissen, alles durchsucht. Alles was wir bei sich gehabt haben, das war alles auf einem Haufen im Hof. Freilich haben sie nichts gefunden. Die haben aber irgendeinen Beweis gesucht. Dann haben wir müssen uns im Gang aufstellen, ein Meter auseinander, und zu der Wand schauen. Nachad in die Zelle hinein. Dort haben wir müssen uns ausziehen und die haben alles durchsucht ob wir wohl nicht irgendwas… Ich weiß nicht wo man könnte was verstecken, wenn man nichts mehr anhat. Das hat die Gestapo gemacht. Das war auch so eine bittere Not und eine bittere Erfahrung. Man war nicht einmal ein Mensch – ich weiß nicht – nicht einmal eine Fliege. Die lasst oft einmal, daß sie wegfliegt.
Von 40 bis 45 Frauen waren wir in der Zelle, dann 10 Betten und die anderen haben daneben geschlafen oder drei in einem Bett oder auf dem Boden, das ist ja Wurscht, wo. Ja – so viel waren wir. Und ein Hefen (österr. für ‚Topf’) für’s Klo, da war in der Früh’ alles drinnen, und, na, da kann man sich vorstellen, wie das ausgeschaut hat. Kein Mensch hat nachher ein anderes Strohsack hinein gebracht, ja. Dann zum Essen war das Gleiche. In der Früh’ was es eine Presssuppen oder ein Kaffee, daß man nicht einmal gerochen hat, das war Tee. Um 10.00 ein Kanten Brot, für den ganzen Tag. Zum Mittag war eine Suppen wieder, mit ein paar Linsen, Haferflocken oder so ein – Drahtverhau haben wir immer gesagt – von die Stengel, was vom Kraut geblieben ist, das haben sie hineingetan, das man nicht einmal beißen hat können. Das haben wir gekriegt zu Mittag. Und abends wieder Kaffee. Und das Brot – hast Du’s in der Früh gegessen, hast Du abends nichts gehabt. Das war das tägliche Essen.
Na, nach dem Krieg war es aber so, die sind am 10. Mai, sind sie dann nach Ludmannsdorf kommen, die Partisanen, zuerst haben sie woanders…in Klagenfurt waren sie und überall, nach Ludmannsdorf sind sie am 10. und haben dort dann beim Boris, wo die Polizei war, die Gendarmerie, haben sie sich dort einquartiert. Und wir haben den Auftrag gehabt ein bisserl zu besorgen zum Essen, aber da waren… Auf einmal Essen war genug da. Einer hat gebracht einen halben Fackl (österr. für ‚Ferkel’), der andere hat fünf Hühner gebracht, der andere hat, ich weiß nicht wie viel, Brot gebracht, Eier… so viel, daß wir nachad zuletzt nicht gewusst haben wohin mit dem. So waren einige. Und dann hat’s geheißen: ‚Ja, wir sind ja alle… Es ist doch gut, daß wir alle Slowenen sind.’ Und dabei waren lauter so welche dabei die was nur Angst gehabt haben, dass die Partisanen ihnen mit was machen und sich als Slowenen ausgegeben haben. Das war aber bis 20. Mai Am 20. haben sie einen Befehl bekommen, dass sie wieder abreisen müssen, sich zurückziehen müssen über die Grenze. Das war nachad unser Pech, eigentlich.
Man hat sich müssen immer behaupten und anerkannt wurde man überhaupt nicht. Im Gasthaus hat man die als Vaterlandverräter ausgelacht oder beschimpft. Dem Vater hat einer, da haben sie a Musi gespielt, beim Nachbar, da hat der die Posaune genommen und sie so zerbrochen und dann hat er gesagt: „Verschwind’, obe (österr. für ‚hinunter’) nach Laibach oder wo du hingehörst.“ Oft ist das passiert. Oder da war einmal, da sind wir auch gewesen im Gasthaus, da sind so Burschen gekommen, so 16/17 jährige und: „Verschwindet, obe!“ haben sie geschrieen mit uns, weil mein Mann war ja eigentlich auch als Partisan anerkannt und so weiter und das: „Verräter, was habt ihr da verloren?“ Das ist auch passiert. Dann über Maddau drinnen, wo die ausgesiedelten Familien das Jahresdings, im Volkskino war eine Jahresversammlung und auf das hat’s geheißen: Schweigemarsch hinauf bis zum Dom. Und das war eben nachad verboten. Der Bischof hat das nicht erlaubt. Und dann sind wir aber trotzdem hinauf und dort hat halt bei dieser Polizeistation, hat schon die Polizei gewartet und die Feuerwehr. Wir kommen hinauf und – Sperre – ja, warum? So, einige sind so hinauf gesprungen unsere Leut’, die ersten und haben wollen sich den Weg freimachen. Auf einmal haben sie geschrieen: „Wasser, lauf!“ – gell - oder irgendwie halt. Und auf einmal kommen diese Wasserschläuche auf uns gerichtet, statt dass sie uns begrüßen möchten, haben sie uns mit dem Wasser aus – na - bespritzt. Es war sogar noch bei mir obe. Und auf der anderen Seiten sind Engländer gestanden und da hab ich aber so ein… Damals hab ich gesagt: „Ach so, das sind unsere Verbündete?“ Denen haben wir aufs ganze Gesicht gelacht. Wo unsere Frauen, unsere Mütter und alles hat geweint und geschrieen und ganz da habe ich aber gesagt, wenn ich könnte, ich spräng’ dem ins Gesicht und tu ihm die ganze Fratze herunterreißen. In dieser Situation da kriegst’ ja so eine Wut für das, dass Österreich befreit war, dass wir wieder frei waren, dann erlebst’ dieses. Ja, so war’s halt. Schrecklich, habe ich mir öfter gedacht. Na, und bis '55 war noch die Schule, haben’s - zwei Sprachen Gebiet - können, müssen Deutsch und Slowenisch lernen, in der Schule. Auf einmal, nachad mit dem Staatsvertrag, hat’s wieder anders ausgeschaut. Auf einmal haben sie - ich weiß nicht - '57 oder wann, war ein Aufstand - und dann sind die Lehrer mit die Kinder, haben sie in der Schule – sind sie auf die Straßen und protestieren gegangen, dass sie nicht Slowenisch lernen usw. und somit haben sich nachad müssen, unsere Kinder, der älteste hat sich noch nicht brauchen anmelden. Die nächsten haben aber müssen die Kinder anmelden, wenn wir wollen, dass sie auch Slowenisch unterrichtet werden. Aber freilich nicht so ein Unterricht, wie in Deutsch, nur ein paar Stunden. Das war auch wieder so eine Niederschmächtung von uns Kärntner Slowenen.
Mein späterer Mann, der war auch ein Deserteur, der ist nachad auf Urlaub gegangen. Im Juli 44 war er zu Hause. Und statt zurück hat er sich dann abgemeldet, nach Klagenfurt gefahren und von dort nicht zum Zug, sondern wieder - in der Nacht hat er sich wohl versteckt, bei einem Nachbar, wo schon einer, der auch zu Hause geblieben ist, von der Wehrmacht. Dort haben sie ihm dann einen Bunker gemacht und dort drinnen waren sie bis Jänner '45. Das war eigentlich auch noch ein Widerständler, doch - ja.
Ja, es ist schwer, jetzt über das zu reden, eigentlich. Und sich an alles erinnern, das sind ja so viele Sachen. Es ist ja nicht so einfach gewesen in der Nacht umeinander laufen. Du hast ja immer müssen aufpassen. Immer nur schön denken, daß ja nicht wer dich sieht. Und das du ja das hinbringst usw. Oder die Buben, die was daheim geblieben sind; die waren ständig in Angst standrechtlich werden sie erschossen. Die was daheim geblieben sind, die Wehrmachtsangehörigen, die werden standrechtlich erschossen. Das hat ein jeder gewusst. Aber ein jeder hat gesagt, zu mir der Micha, hat er gesagt, was der gesehen hat! Das erste war, wo sie in Berlin einen Zug gebracht haben. Wo sie russische Gefangene nach Deutschland geliefert haben. Und da haben sie zuerst geschrieen wie die Wilden, die Leut’ drinnen - freilich ohne Wasser, ohne allem. Und da haben einige Steine rein geschmissen. So wie man oft einmal im Film sieht, dass war wirklich so. Und dann - einige haben dann gesagt: Macht die Tür auf“, dass sie eine Luft kriegen, eine richtige. Hat er (Micha) gesagt: ‚Angebissene, angefressene haben sie herausgeholt. Weil die was gelebt haben, die Toten haben sie gegessen. Weil sie nichts gehabt haben.’ Und das hat mein Mann gesehen und hat dann gesagt: „Nein, für dieses Verbrechen gehe ich nicht mehr zurück.“
Ich weiß nicht, ob die Jugend sich jetzt in diese Situation kann einleben. Wie wir damals… Es war schon 5 Jahre Krieg, immer mehr sind gefallen, immer ärger war’s. Eigentlich war keine richtige Zukunft für uns. Und durch das, kommt mir vor, ist man noch eher gestärkt in diesen Widerstand nachad gegangen und hat geholfen, wo halt Not war.
Ana Zablatnik (1923 - 2010)
Widerstand
Ludmannsdorf (Österreich)
Unarmed Resistance
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