Na, gegen Kriegsende da kam schon die Post, dass die Mutter tot ist. Und i weiß nicht, von wo die das erfahren haben. Es war halt so. Aber ich war so kalt, ich hab nicht geweint, wie sie gesagt haben, die Mutter ist nicht mehr. Die Mutter wird nicht mehr zurückkommen. Ich hab keine Tränen gehabt. Nicht für Tante, für niemanden. Nicht eine Träne geweint, für jemanden. Und obwohl i sehr, sehr gelitten hab, dass ich die Menschen nicht mehr sehen werd’ und auch die Tante und alle. Der Vater ist schon 43, im August 43 gefallen, und den hab ich schon überhaupt total vergessen. Aber es war… das war halt… wenn mich jemand gefragt hat, ja: „Bist du traurig, dass deine Mutter nicht mehr kommt?“ oder … habe ich gesagt: „Nein, ich bin nicht traurig.“ Das hab ich einfach aus Trotz gesagt und aus Wut. Ich hab’ so eine Wut kriegt, wenn mich jemand das gefragt hat. Entweder hab ich gar keine Antwort gegeben, oder ich habe kalt gesagt: „Nein, ich bin überhaupt nicht traurig.“ Obwohl ich in Wirklichkeit schon sehr traurig war, dass niemand mehr zurückgekommen ist, in unser – in mein Geburtshaus. Also, es sind vier … zwei Tanten sind bei die Partisanen gefallen, und meine Mutter und eine Tante sind im KZ in Ravensbrück ums Leben kommen. Dann sind zwei Onkel in Dachau ums Leben kommen, und dann ist ein Cousin gefallen, bei die Partisanen; dann auch ein Onkel in Russland und so alle zusammen waren’s 12 Menschen, die gefallen sind. Also das waren alle meine engsten Verwandten, bei denen ich aufgewachsen bin und die mir lieb waren. Die Mutter ist im KZ. Der Vater ist zu die Partisanen gegangen, von … Der Vater war irgendwie in Finnland oder irgendwo in … für den Hitler gekämpft. Und dann hat er gesehen, dass das falsch ist, dann ist er auf Urlaub gekommen und dann ist er zu die Partisanen. Aber er war nur 10 Minuten bei die Partisanen und ist da gefallen, weil ihn einer verraten hat.
Es is halt außer, dass ich eine Slowenin war, dann war halt - waren schon Konflikte auch. Sogar mit die Slowenen habe ich Konflikte gehabt. Die haben nicht verstanden, warum ich so politisch Interesse hab’ und warum ich so für die Slowenen bin usw. Also die Enttäuschung war schon groß, wenn der Krieg aus war und die Engländer kamen und uns wieder so behandelten, wie Feinde, und wir nicht einmal in die Kirchen durften mehr, ohne Ausweise usw. Das war – wir waren auch von die Engländer sehr diskriminiert. Die Engländer haben ja uns, wie die das erste Mal kommen sind, zu diesen Bauern, bewaffnet und streng, und da haben wir als Kinder, (ich als Kind) gedacht: ‚Ja, der Krieg ist ja wohl aus, und warum geht der Krieg weiter?’ Wir haben das nicht verstanden, wenn der Krieg aus ist und noch bewaffnete Männer zum Haus kommen. Obwohl wir die Engländer früher als Verbündete und Helfer gekannt haben, war das später eine große Enttäuschung. Ich versteh das noch heute nicht, warum die Engländer so - die waren so von die - die haben sich so lassen von die Nazis beeinflussen, und da waren wieder nur die Feinde: nur die Partisanen und die Slowenen.
I hab schon noch Folgen gehabt – ja, das war schon. Also, wenn ich gesund war, dann war nichts, aber wenn ich krank war, dann war schon: phantasiert und alles Mögliche, schlimme Gefühle und Angst vor die Leute, und wenn ich einen in Uniform sehen hab kommen, dann hab’ ich mich schon versteckt auch. Und die Deutschen waren meine Todfeinde, lange, lange. Lange Jahre bevor das mit mir selber fertig war, und das nicht – bis ich drauf kommen bin, dass das nicht der Deutsche ist, es ist einfach der Faschist. Das sind aber nicht nur die Deutschen, das alles Mögliche andere, in alle Länder.
Romana Verdel (geboren 1938)
Widerstand
Remschenig (Österreich)
Partisan
Download transcript (PDF format)
English translation
Original interview language (Deutsch)